Herzlich willkommen Vikarin Dr. Tanja Pilger-Janßen!

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Herzlich willkommen Vikarin Dr. Tanja Pilger-Janßen!

Das Rogate-Kloster St. Michael zu Berlin stellt fünf Freitagsfragen an Tanja Pilger-Janßen, Vikarin in der Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde Schöneberg, über die Wahl der Bezeichnungen “Altes Testament”, “Erstes Testament” und “Hebräische Bibel”.





Dr. Tanja Pilger-Janßen (Bild: Thilo Riolo)




Tanja Pilger-Janßen, geboren in Heidelberg und aufgewachsen in Moers am Niederrhein, studierte Ev. Theologie in Münster (Westfalen) und Berlin sowie Jüdische Studien in Jerusalem. Nach ihrer Promotion im Fach Altes Testament in Göttingen war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Altes Testament an der Theologischen Fakultät sowie am Institut Kirche und Judentum an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig. Seit September 2014 ist sie Vikarin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).



Rogate-Frage: Frau Dr. Pilger-Janßen, Sie wechseln von der Forschung an der Humboldt-Universität in eine Schöneberger Kiezkirchengemeinde. Warum?




Tanja Pilger-Janßen: Ich wechsele von meiner Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin in meinen kirchlichen Vorbereitungsdienst in der EKBO, der mich wiederum als Vikarin in die Schöneberger Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde führt, weil es mich sehr reizt, theologische Reflexion und kirchengemeindliches Handeln miteinander zu verbinden. Dieses Anliegen habe ich bereits während meiner Tätigkeit am Institut Kirche und Judentum, einem An-Institut an der Humboldt-Universität und zugleich Werk der EKBO, verfolgen können. Auch im ehrenamtlichem Engagement in meinen Kirchengemeinden in Berlin-Prenzlauer Berg Nord sowie in Göttingen habe ich dies bereits umzusetzen versucht. Mein Wunsch nach eigener pastoraler Arbeit blieb auch während meiner Arbeit an der Universität bestehen, so dass ich mich sehr darauf freue, die Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde kennen zu lernen und meine Ausbildung zur Pastorin hier zu absolvieren.




Rogate-Frage: Sie kommen aus dem Rheinland, haben in Münster und Jerusalem studiert. Wie erleben Sie Kirche in Berlin?




Tanja Pilger-Janßen: Kirchengemeinden in Berlin habe ich als sehr vielfältig und facettenreich, bunt und zumeist aufgeschlossen erfahren. Während das Rheinland sehr stark volkskirchlich geprägt ist, in Münster die Protestanten gegenüber den Katholiken in einer deutlichen Minderheit leben und in Jerusalem die drei Religionen Judentum, Christentum und Islam im Alltag ständig präsent sind, so besteht die Charakteristik von Berlin vielmehr darin, dass Religion in der Gesellschaft eine weniger bedeutende Rolle spielt. Berlin ist einerseits durch eine Vielfalt der Konfessionen und Religionen andererseits aber auch durch eine große Zahl nicht-religiöser Mitbürgerinnen und Mitbürger geprägt. Diese Situation macht kirchliche Arbeit sicherlich nicht immer leicht, doch bestehen gerade darin auch Herausforderungen: Menschen für den christlichen Glauben zu begeistern, das Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Religionen und Konfessionen zu führen, eine eigene protestantische Position zu beziehen, die auf Klarheit und Verständigung zielt.



Durch die Wiedervereinigung ist ein unvorstellbarer Wandel in Berliner Kirchengemeinden möglich geworden. So habe ich Gemeinden kennen gelernt, denen Ende der 80er Jahre die Überalterung drohte und die jetzt einen Altersdurchschnitt von Mitte 30 aufweisen. In den Schöneberger Kiez bin ich bislang noch nicht so tief eingetaucht und ich bin sehr gespannt darauf mitzuerleben, wie sich Kirche in Schöneberg heute gestaltet und zu lernen, wie sie sich über die Jahre hinweg verändert hat.




Rogate-Frage: Was wollen Sie in der Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde tun? Werden Sie Schwerpunkte setzen können? Welche?




Tanja Pilger-Janßen: Da ich als Vikarin in die Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde kommen werde, wird sich mein Tun auf die pastoralen Aufgaben, das heißt die Feier von Gottesdiensten, die Begleitung von Menschen an den Wendepunkten ihres Lebens, seelsorgerliche Gespräche, Ökumene und interreligiöser Dialog sowie Unterricht und Bildung, konzentrieren. Darüber hinaus bin ich sehr gespannt darauf, die sozialen Projekte der Gemeinde kennen zu lernen sowie Einblicke in die Arbeit der Kirchhöfe zu bekommen, da ich als Studentin in einem Obdachlosentreff in Münster mitgearbeitet und mich mit jüdischen Friedhöfen in Berlin näher beschäftigt habe. Eigene Schwerpunkte bringe ich sicherlich durch meine Auseinandersetzung mit alttestamentlichen Themen, meine Erfahrungen im christlich-jüdischen Dialog wie auch mein Interesse für Fragen des interreligiösen Dialogs mit. Ich sehe zudem in der Gottesdienstgestaltung sowie in der Bildungsarbeit zentrale Aufgaben meines pastoralen Tuns. Darüber hinaus bin ich selbst gespannt, welche weiteren Schwerpunkte ich im Verlauf meiner Arbeit in der Kirchengemeinde entwickeln werde.




Rogate-Frage: Warum haben Sie Theologie studiert und darin geforscht?




Tanja Pilger-Janßen: Zu meinem Theologiestudium haben mich mehrere Erfahrungen in meiner Jugendzeit motiviert: Ich habe seit meiner Konfirmation ehrenamtlich in der Kinder- und Jugendarbeit meiner Kirchengemeinde, das heißt im Kindergottesdienst, in einer Kindergruppe, bei einem Jugendtreff und bei verschiedenen Freizeiten für Kinder und Jugendliche, mitgearbeitet. Diese Tätigkeiten haben mir sehr viel Freude bereitet. Darüber hinaus hat mein Religionsunterricht in der Oberstufe mich sehr zum theologischen Nachdenken angeregt, weshalb ich mich mit dem Fach Theologie näher auseinandersetzen wollte. Zudem haben mein fünfmonatiger Aufenthalt in den USA während der 11. Klasse sowie eine Reise nach Israel und die damit verbundene Beschäftigung mit der jüdischen Religion meinen Wunsch bestärkt, mich mit der christlichen Religion vertieft zu beschäftigen.



Im Anschluss an mein Studium habe ich sehr gerne den Pfarrberuf angestrebt, doch wollte ich zuvor gerne ein theologisches Themenfeld in einer Promotion erforschen, da ich mich gerne mit theologischen Fragen auseinander setze und nach Argumentationen und Lösungen suche. Die hebräischen Texte unserer Bibel haben mich schon früh fasziniert, da sie sowohl in der christlichen wie in der jüdischen Religion bedeutend sind und rezipiert werden, so dass ich in diesem Bereich gearbeitet habe.




Rogate-Frage: Altes Testament oder “Erstes Testament” oder “Hebräische Bibel”? Welche Bezeichnung ist Ihnen näher? Warum?




Tanja Pilger-Janßen: Die Frage nach diesen Begriffen ist sehr spannend und würde eine ausführlichere Erörterung verdienen. Da ich persönlich gefragt werde, sei in Kürze so viel dazu gesagt: Ich selbst verwende sowohl die Bezeichnung „Altes Testament“ als auch „Hebräische Bibel“. Beides ist mir gleich nahe, je nachdem, in welchem Kontext ich mich bewege und wovon ich spreche. Den Begriff „Erstes Testament“ habe ich in meinen Sprachgebrauch nicht übernommen. Mit dem Begriff „Altes Testament“ wird der erste Teil der christlichen Bibel bezeichnet, dem das Neue Testament folgt. Der Begriff „Hebräische Bibel“ wird zur Bezeichnung der Bibel der Jüdinnen und Juden gebraucht. Sie ist in hebräischer Sprache geschrieben und enthält die Tora, die Propheten und die Schriften.



Seit Martin Luther, der sich in seiner Bibelübersetzung an den Urtexten orientiert, gehören zum Alten Testament all diejenigen Schriften, die ursprünglich in hebräischer Sprache geschrieben sind. Allerdings hat Luther diese Schriften nicht wie im hebräischen Original, sondern wie in der griechischsprachigen Bibel, der Septuaginta, angeordnet, die bis heute die Textgrundlage für katholische Bibelübersetzungen ist. Das „Alte Testament“ nach protestantischer Lesart und die „Hebräische Bibel“ sind folglich in Umfang und Inhalt identisch, allerdings in ihrem Aufbau verschieden. Beide Begriffe synonym zu verwenden ist streng genommen gar nicht ganz korrekt, auch wenn dies häufig geschieht.



Bin ich im Gottesdienst als Lektorin aktiv, so lese ich aus dem „Alten Testament“. Diskutiere ich mit Jüdinnen und Juden über biblische Texte, so beziehe ich mich auf die Schriften der „Hebräischen Bibel“. Derzeit ist mir im Religionsunterricht wichtig, den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, dass die im Alten Testament enthaltenen Schriften identisch sind mit denen der jüdischen, d.h. der Hebräischen, Bibel.




Text: Rogate-Kloster St.Michael


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